Sonntag, 31. August 2014

Abschied aus Indonesien, oder: Wir waren mal Stars…



Aber vorher berichten wir noch einmal von unseren letzten beiden Begegnungstagen. Am Samstag besuchten wir das Museum Sumatra Utera, in dem man die indonesische Geschichte von den verschiedenen Kollonialzeiten bis zur Unabhängigkeit begutachten konnte. Außerdem waren dort traditionelle Kleidung und Handwerkstechniken ausgestellt. Während wir uns die Vitrinen anschauten, gingen die restlichen Besucher des Museums allmählich dazu über uns anzuschauen. Dies endete damit, dass wir nachher in gefühlte 100 Hausaufgabenhefte von Schülerinnen und Schülern unsere Namen und gute Wünsche eintragen durften. Wie bei einer Autogrammstunde wurde geschubst und gedrängelt, sodass wir uns ein wenig prominent vorkamen. Als die Kinder allerdings beim Rausgehen hinter uns hergingen und anfingen uns anzufassen, wurde uns der Rummel dann doch ein wenig zu viel und wir suchten schnell das Weite. Außerdem ist man bei 31 Grad Außentemperatur und 75% Luftfeuchtigkeit schon mit dem Kontakt zur eigenen Kleidung überfordert.

Dementsprechend kalt war uns allen, als wir dann die sehr gut (!) klimatisierte  Shopping-Mall im Herzen Medans betraten. Hier gab es alles was das Herz begehrt, wenn das Portemonnaie denn genug Lust hat. So schauten wir uns zwar alles an, kauften aber nicht wirklich etwas. Dafür fanden Milena und Vivien elektronische Reittiere, auf denen sie für umgerechnet 1€ eine Runde über die Etage drehten. Es hätte zusätzlich noch eine Eisenbahn gegeben mit der man hätte fahren können, jedoch waren wir hierfür deutlich zu groß.

Nach dem doch sehr kommerziellen Programmpunkt zuvor besuchten wir zum Abschluss unseres Tagesprogramms noch einen Hindutempel, der mit seinen vielen bunten Farben und den ausgefallenen Figuren beeindruckte.

Heute Morgen besuchten wir ein letztes Mal einen indonesischen Gottesdienst. Dieser war wie alle indonesischen Gottesdienste sehr gut besucht, aber mit 2,5Std. auch seeeehr lang. Dies ist vor allem, wenn man nichts versteht, eine Geduldsprobe. Wir waren aber auch wieder ein Programmpunkt des Gottesdienstes und durften uns vorstellen und ein Lied singen. Vanessa hatte sogar die Ehre auf Simalungun einen Bibeltext vorzutragen. Am Ende des Gottesdienstes schüttelten wir brav jedem einzelnen Besucher die Hand und trafen uns anschließend noch mit den Jugendlichen der Gemeinde. Diese hatten netter Weise noch eine kleine Andacht komplett auf Simalungun vorbereitet, sodass der Gottesdienst hier in die Verlängerung ging. Als allen der Kopf  rauchte, fuhren uns die Jugendlichen auf ihren Motorrädern zum Mittagessen.

Bis vier Uhr hatten wir dann die Möglichkeit die allerletzten Einkäufe auf einem kleinen Markt zu tätigen. Zurück im Gästehaus packten wir schon einmal unsere Taschen, spielten eine letzte Runde Wizzard und ließen den Abend gemütlich ausklingen. In ein paar Stunden geht bereits der Wecker und um 4Uhr morgens brechen wir zum Flughafen auf.

Wir möchten uns an dieser Stelle für die schöne Zeit bedanken. Wir haben hier ausschließlich zuvorkommende, höfliche und herzliche Menschen getroffen, die stets bereit waren uns ihr Land und ihre Kultur näher zu bringen. Auch unsere Begleitgruppe, geleitet von Lertina Saraghi, war stets gut gelaunt und wurde nicht müde uns IHR Indonesien zu präsentieren und uns den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen. Terima kasih hierfür!!!
Vollgepackt mit tollen Eindrücken, Gastgeschenken und Souvenirs steuern wir nun der Heimreise entgegen. Auch wenn es hier sehr, sehr schön war freuen wir uns frei nach James Bond „gekellt ist nicht genug“ (die Welt ist nicht genug) eine warme Dusche und das heimische BettJ


Vielen Dank fürs Lesen und Mitfiebern, wir sind raus und sagen sampai jumpa (bis bald)!
Eure Reisegruppe

P.S.: Für alle Interessierten hier unsere Flugnummern:
Medan – Singapur MI233
Singapur – Frankfurt SQ326


Freitag, 29. August 2014

Von Karaokebars und zu groß geratenen Kleidern...



Nach ein paar wunderschönen Urlaubstagen am Tobasee war gestern leider unsere Zeit schon vorbei und wir machten uns ungewohnt früh am Morgen auf den Weg nach Medan, da wir wussten, dass wir einen langen Tag mit mehreren Zwischenstopps vor uns hatten. Auf der Fahrt nach Siantar, wo wir noch beim Schneider Kleider abholen wollten, die wir in Auftrag gegeben hatten, hielten wir Ausschau nach den Affen, die wir auf dem Hinweg noch zu Hunderten am Straßenrand gesehen hatten. Die gekauften Nüsse blieben jedoch ungegessen, da sich bei dem Regen alle Affen verzogen hatten. Beim Schneider gab es dann die eine oder andere Überraschung. So passte zum Beispiel Viviens „maßgeschneidertes“ Kleid der fast anderthalb Köpfe größeren Milena. Nach einigen preislichen Verhandlungen ob der abweichenden Größen verließen wir dann alle doch noch relativ zufrieden den Laden. 


Da wir den Fahrern und den Autos der Kirchenleitung in Siantar adjö sagen mussten, konnten wir die nächsten drei Stunden nochmal den typisch indonesischen Fahrstil und Verkehr in einem Sammeltaxi genießen. Unser Fahrer war die indonesische Kopie des Charakters Morpheus aus den Matrixfilmen und genauso ist er auch gefahren. Wer denkt das WM-Finale zwischen Deutschland und Argentinien sei ein knappes Ding gewesen, der wäre hier eines besseren belehrt worden. Ab und zu hörte einen vermeintlich letzten Atemzug und nahm schreckhafte Laute und Zusammenzucken wahr. In Medan angekommen, blieb uns noch Zeit zum Frisch machen und uns etwas von der Fahrt und den klimatischen Veränderungen zu erholen, bevor uns um acht Uhr einige Jugendliche aus verschiedenen Gemeinden in Medan einen Besuch abstatteten. Alles was uns dazu noch einfällt ist „Sharing halt“. Darunter versteht man gemütliches Beisammensein mit Liedern, Gebeten und hitzigen Diskussionen. Meist kommt die Bitte den indonesischen Jugendlichen Motivation und deutsches Zeitmanagement näherzubringen. Gestern hatten wir aber Glück und es gab auch lustige Fragen, wie zum Beispiel warum in Indonesien kein Klopapier verwendet wird oder warum nachts das Licht zum Schlafen an bleibt. 



Nach einer „geruhsamen“ Nacht – bis zwei Uhr Nachts ließen die Bässe der benachbarten Diskos unsere Bettgestelle durch die unverglasten Fenster erzittern – feierten wir heute Morgen mit einem süßen Sahnekuchen zum Frühstück Evas Geburtstag. Die Indonesier waren dann sehr verwundert, dass wir nicht eine halbe Stunde später schon wieder Hunger hatten und gebratenen Reis zum „richtigen“ Frühstück essen wollten. Vormittags durften wir uns dann endlich unseren Kindheitstraum erfüllen und als echte Prinzessinnen durch den Palast des Sultans stolzieren. Nach einer ausgedehnten Mittagspause mit Besuch in der Mall und einem Essen bei McDonalds, wo man sogar Reis statt Pommes im Menü kaufen kann, besuchten wir verschleiert eine der großen Moscheen in Medan. 
Auf dem Rückweg verbrachten wir gefühlte Tage, tatsächlich eine knappe Stunde, in einem Angkot, was bei der schwülen Hitze in Kombination mit 16 Menschen im Auto dazu führte, dass wir uns alle auf eine Dusche und einen Moment Ruhe freuten, bevor das Programm später weiterging. 





Als kleiner Nachtrag zum Essen im Hotel Carolina müssen wir noch ein paar besondere Highlights erwähnen: Ein indonesisches Wiener Shintzel unterscheidet sich von einem echten Wiener Schnitzel durch das Bestreichen von ranziger Margarine und dem Belag einer kleingeschnittenen Zwiebeln. Ein Hamburger wird gerne ohne Salat und Saucen serviert, ein Cheeseburger dafür ohne Fleisch und lediglich mit – der Name lässt es erahnen – Käse. Erhält man jedoch einen Salatteller, dann ist das Dressing durch eine dicke Schicht feinste Delikatessmayonnaise ersetzt. Gebratene Nudeln im Hotel Carolina sind eine sehr knusprige Angelegenheit, da sie ihrem Namen entsprechend zwar gebraten aber nicht gekocht sind. Es muss jedoch hinzugefügt werden, dass das Essen im Großen und Ganzen sehr gut war und wir vor allem an dem exotischen Obstsalat mit frischer Kokosnuss und Schokosauce unsere besondere Freude hatten und auch ansonsten sehr froh waren ab und zu keinen Reis zu essen. 

Nun sind es noch 2 Tage bis der Abschied naht und wir werden uns kurz vor unserer Abfahrt nochmal melden. Jetzt feiern wir in Ruhe noch ein bisschen Evas Geburtstag und dann geht es zu den Klängen der betrunkenen Karaokesänger in der Nachbarschaft ins Bett.

Viele Grüße von Eurer Reisegruppe!

Mittwoch, 27. August 2014

Ein bisschen Urlaub :)



Gestern Morgen (Dienstag) standen wir zur Abwechslung mal wieder relativ früh auf um uns auf den Weg zu einem Batak-Dorf zu machen und dort traditionelle Tänze zu sehen. Dort erlebten wir eine kurze eindrucksvolle Vorstellung von den Tänzen und ehe wir uns versahen waren wir mal wieder Teil der Vorführung. Gut, dass alles gefilmt wurde, denn so konnte später noch eine Videoanalyse der mehr oder weniger grazilen Bewegungen im Hotelzimmer stattfinden. Aufgrund der überraschend guten Wetterlage schmissen wir kurzerhand unser Programm um und fuhren doch zum Schwimmen zurück zum Hotel um dort im Tobasee zu schwimmen statt in der Mittagshitze in heißen Quellen zu baden.
 


Am Nachmittag machte sich eine Gruppe auf den Weg in die „Stadt“, eine Aneinanderreihung von Souveniershops sobald man das Hotel verlässt, um dort Postkarten und weitere Souveniers zu besorgen. Der andere Teil hat den Nachmittag zum chillen am See genutzt.



Nach dem Abendessen machten Hannah, Margith, Berti, Vivien und Milena einen örtlichen Pub mit Livemusik bei einer Partie Tischtennis und Billard unsicher.
Auch heute hielt sich das Wetter zum Glück und wir konnten uns drei Mopeds leihen und eine Spritztour zum Markt unternehmen. Auf dem Markt verschleuderten wir unser Urlaubstaschengeld für Stoffe, Souvenirs und weitere Kleinigkeiten. Nachmittags genossen wir bei weiteren Spritztouren das Wetter sowie die Landschaft mit Reisfeldern und Wasserbüffeln, die friedlich am Straßenrand stehen. Für uns war das sehr außergewöhnlich, aber hier ist das etwas ganz normales. 






Vor dem Abendessen blieb noch genug Zeit um sich beim Bananaboat fahren durchschütteln zu lassen, etwas zu waschen und an der IceBucketChallenge teilzunehmen, die heute Morgen auch Indonesien erreicht hatte. Typisch indonesisch „hier ist halt alles ein bissschen anders“ nahmen wir den Waschbottich, füllten ihn mit Wasser und kippten ihn vom Balkon auf die Leute, die unten stehen – Videos folgen bei facebook.

 Aufgrund einer Nachfrage sei hier nochmal erwähnt, dass wir natürlich die ganze Zeit von einer Gruppe indonesischer Jugendlicher begleitet werden. Margith, Berti, Tristono, Hannah und Ripaldo sind fast kontinuierlich dabei und viele andere kommen für ein paar Tage dazu. Wenn wir also in den vergangenen zwei Wochen von „wir“ geredet haben waren die Indonesier natürlich mit einbezogen, da wir uns als eine Gruppe verstehen.

Montag, 25. August 2014

Immer wenn es regnet...




… aber erst mal wollen wir über unseren regenfreien Samstag- Vormittag, oder den Tag an dem wir eine besondere Mieze-Katze kennenlernten, berichten. Denn unser Weg führte am Samstag geradewegs in den größten Zoo Nord-Sumatras. Hier gab es Tiere zu sehen, die man wohl in deutschen Zoos kaum finden wird. Unter anderem auch den Liger, eine Mischung aus Löwe und Tiger. Für dieses possierliche Wesen ist das Wort Miezekatze allerdings etwas untertrieben. Pranken so groß wie Pizzateller (heute mal kein Reis) und die Schulterhöhe eines Ponys. Ausgefallen und angsteinflößend… Sensationell war aber auch die umfangreiche Haustierausstellung. Neben Meerschweinchen, Kaninchen, Hühnern und Enten gab es auch Perserkatzen, die hier eher selten zu finden sind, zu bewundern. Leider war unsere Besuchszeit für den Zoo etwas zu knapp bemessen, sodass wir uns beeilen mussten und nicht alles sehen konnten.
Nach unserem Zoobesuch ging es dann zu einem buddhistischen  Tempel, den wir allerdings nur von außen besichtigen konnten. Als Besonderheit sei erwähnt, dass wir an diesem Tag alle Programmpunkte, bis auf den Rückweg zum Gästehaus, zu Fuß erledigt haben. Dies war schön, kostete aber viel Zeit, die wegen des umfangreichen Programms sowieso schon knapp bemessen war.




Vom Tempel ging es direkt weiter in einen Park, der ein beliebter Treffpunkt zum Abhängen und Freunde treffen ist. Hier aßen wir zu mittag und wurden dabei, was auch sonst, von unserem ständigen Begleiter dem Regen überrascht.




Normalerweise freuen wir uns über Überraschungsbesuche, aber der Regen übertreibt es allmählich mit seinen unangekündigten und ausdauernden Stippvisiten. Erfreulich war allerdings der Besuch von Conny (samt Mann und kleiner Tochter J), Irma und Dede. Ein weiterer Höhepunkt unseres Tages war das indonesische Kinderkarussell, das ihr euch aber am besten selbst anschaut (Einfach auf die Schrift klicken)

Indonesisches Kinderkarussell


Nachdem der Regen etwas nachgelassen hatte,  ging es weiter auf einen großen Markt in der Nähe. Wobei es eher eine riesige, mehrstöckige Markthalle war, die vom Produktangebot her eher dem Outletverkauf eines 1€-Shops ähnelte. Außer ein paar Ulos‘ und Sarungs haben wir hier nichts gekauft.  Allerdings hatten wir auch hier nur eine halbe Stunde Zeit, um uns einen Überblick zu verschaffen, denn wir hatten noch eine Verabredung zum Abendessen bei Oma (Margiths Oma).

So ging es nur kurz zum Duschen ins Tuluy und für Vivien, die beim Kochen helfen wollte, sogar direkt weiter zum Haus der Oma. Alle konnten sich auf Ayam asam manis dan Nasi (Hühnchen süß sauer mit Reis) freuen. Allerdings hatte Vivien sich einen „lustigen“ Scherz überlegt und erzählte uns es würde Innereien geben. Natürlich vielen wir alle darauf herein und rechneten mit dem Schlimmsten. Im End Effekt war es aber ein köstliches Abendessen, zu dem natürlich ein geordnetes Huhn (unser viertes) für die Gäste nicht fehlen durfte.  Vollgestopft und glücklich wollten wir unseren Heimweg antreten, als uns Lertina bat noch einmal Platz zu nehmen. Was nun kam war für alle Beteiligten sehr unangenehm, da wir auf diese Situation nicht vorbereitet waren. Margiths Tante wollte Milena gerne feierlich in ihre Familie aufnehmen, doch leider war Milena bereits in die Purba-Familie aufgenommen worden und hatte somit schon einen indonesischen Nachnamen. Da Vivien die letzte Namenlos in unserer Gruppe war, sollte nun sie den Namen bekommen. Was aber keiner wusste, Berti hatte Vivien beim Kochen ebenfalls in die Purba-Familie aufgenommen. So waren wir nun in der äußerst unangenehmen Situation, dass jeder von uns bereits einen Familiennamen hatte und wir der guten Frau leider mitteilen mussten, dass wir ihr lieb gemeintes Angebot nicht annehmen können.



Am Sonntag morgen war frühes Aufstehen angesagt, denn um halb 8 begann bereits der Gottesdienst. Dieser sollte uns, obwohl wir nicht ein Wort verstanden, eine wichtige Lektion lehren: Wer schreit hat Recht! Und wer lauter schreit hat doppelt Recht! Frei nach diesem Motto predigte die Pastorin in die auf Stufe 100 eingestellte Mikrofonanlage, die ihr Geschrei auf eine tinitusverdächtige Lautstärke hochschraubte. Was auch immer die gute Frau dort sagte, wir waren auf jeden Fall alle wach und wünschten uns Gehörschutz. Beim anschließenden Frühstück in der Tinitusklinik besprachen wir den weiteren Tag, der allerdings nur noch aus der Fahrt zum Hotel Carolina auf der Samosir Insel im Lake Toba bestand. Highlight unserer Fahrt waren die frei lebenden Affen, die überall am Straßenrand zu beobachten waren und darauf warteten von Passanten gefüttert zu werden.



Im Hotel angekommen, genossen wir die letzten Stunden schönes Wetter, die Ruhe nach dem Jungeninternat und die einzigartige Aussicht. Am späten Nachmittag gab es dann monsunartige Regenfälle, die bis in die Nacht anhielten. Die Pfützen auf dem Boden unserer Zimmer sind die stillen Zeugen der unfassbaren Wassermassen.

Heute beschlossen wir uns ein traditionelles Batak-Museum (Region um den Tobasee) anzuschauen. Hier ließen wir uns von einem Guide in die Batakkultur und ihre doch etwas eigenartig anmutenden Praktiken einführen. Den restlichen Tag regnete es und wir saßen auf unseren Zimmern lasen, hörten Musik oder schliefen. Die Regenzeit ist dieses Jahr anscheinend extrem verfrüht, sodass es einen Großteil des Tages regnet und damit jegliches Programm ins Wasser fällt. Angesichts der tollen Landschaft ziemlich schade.



Jetzt geht es erst mal ins Bett und wir melden uns bald wiederJ

Viele Grüße von eurer Reisegruppe!

Freitag, 22. August 2014

An Tagen wie diesen wünscht man sich unendlich Reis

Siantar, 9.00 (in Worten: neun) Uhr plus Gummizeit, es ist heiß!
Die Schweißperlen stehen auf der Stirn, Wasser rinnt unsere Kehlen hinunter.

Dies wäre sicherlich ein toller Anfang für einen packenden Krimi, aber in Wirklichkeit waren wir heute morgen nur bei einer Schneiderin, um uns aus Stoffen, die wir hier auf dem Markt gekauft haben, Kleidung nähen zu lassen.

Wir entschieden uns diesmal als Transportmittel den Angkot (öffentlicher Bus) zu nehmen. Um dem Fahrer klar zu machen, dass man mitfahren möchte stellt man sich einfach an den Straßenrand, winkt ihn ran und sagt wohin man fahren möchte. Liegt das angegeben Ziel auf der Route des Fahrers kann man einsteigen und für umgerechnet 20 Cent so lange mitfahren wie man möchte. Besagtes Gefährt hat die Größe eines VW- Busses und wir REISten mit 16 Leuten und offener Tür, was aber noch vergleichweise wenig Personen für die Transportform sind.

Während ein Großteil der Damenwelt der Schneiderin Rupiazeichen (örtliche Währung) in die Augen zauberte schlenderte der Rest der Gruppe über den örtlichen Markt und genoss dort die Vorzüge einer frischen Kokusnuss.

Um 11.45 wurden wir im PKR, einer Ausbidlungsstätte für Jugendliche ohne Schulabschluss der GKPS, erwartet. Nach einer gemütlichen Teerunde bekamen wir eine Führung durch die verschiedenen Ausbildungswerkstätten. Es werden Ausbildungen zur Friseurin, Schneiderin, zum Schreiner und zum Zweiradmechaniker angeboten. Ab dem nächsten Jahr soll auch eine landwirtschaftliche Ausbildung in das Programm aufgenommen werden. Eine Ausbildung dauert 6 Monate und nach dieser Zeit gehen die Jugendlichen in umliegende Betriebe, um dort zu arbeiten.
Leider gibt es im Moment keine laufenden Ausbildungen, sodass wir den Alltag im PKR nur erahnen konnten.

Nach dem Mittagessen und einer kurzen Pause ging es auch direkt weiter zum BKM, dem Waisenhaus der GKPS. Dort erwarteten uns die Kinder und Jugendlichen mit einem Programm aus Singen und Spielen. Sie zeigten uns außerdem ihr zu Hause und den eigenen 6 Hektar!!! großen "Garten", in dem sie selbst Mai, Reis und diverses Gemüse anbauen. Zudem züchten sie selbst Fische und Hühner, sodass sie sich weitestgehend selbst versorgen können.  Wir verbrachten einen schönen Nachmittag dort und fuhren glücklich und geschwitzt zurück ins Tuluy.



Heute verbrachten wir einen entspannten Abend allein mit einigen indonesischen Jugendlichen und genossen ein reisfreies Abendessen in einem amerikanisch angelehnten Restaurant. Die Stimmung war sehr ausgelassen und es wurden auch einige Themen angesprochen, die in der indonesischen Kultur normalerweise nicht so offen besprochen werden, wie zum Beispiel Beziehungen. Wir sind uns alle einig, dass es einer der schönsten und ausgelassensten Abende bisher war.

Viele liebe Grüße und eine gute Nacht wünscht Euch Eure Reisegruppe :)

Donnerstag, 21. August 2014

Die Ankunft der Diareis und der Untergang unseres Programms...



Nachdem wir Montagabend großkotzig getönt haben, dass wir bisher von der Diareis (im Volksmund auch Diarrhö genannt) verschont geblieben sind, war es dann Dienstag Morgen „endlich“ soweit. Die Diareis hatte in der Nacht von Montag auf Dienstag Einzug in unsere Schlafzimmer gehalten. Es gibt sicherlich Besucher über die man sich mehr freut, zumal sie noch ihren Kumpel Kotzereis mitgebracht hat. Nachdem zuerst nur ein Teilnehmer der Gruppe mit unserem Besuch Bekanntschaft gemacht hatte, waren es nach dem Mittagessen schon vier Teilnehmer, wobei sich Diarreis und Kotzereis die Gastgeber gleichmäßig aufteilten. Frei nach Paul Breitner „Alle anderen hatten die Hosen voll, nur bei uns lief’s flüssig.“ wurde das Schlafzimmer mit angrenzendem Bad zur Quarantänestation erklärt und die Betten wurden fleißig gewechselt, wobei der Vikar leider ausquartiert wurde. Die Einzige, die unser Motto nicht verstanden hatte, war die Wasserpumpe, die Mittwochmorgen kurzer Hand streikte. Wir hatten noch ca. 50 Liter Wasser, die für 7 Menschen als Dusche, Klopapier, Klospülung, zum Hände waschen und zum Zähne putzen reichen mussten. Aus Solidarität haben sich die Gesunden auch ins Bett gelegt und geschlafen. Dies führte in Kombination mit dem Dauerregen zu einem regelrechten Untergang des weiteren Programms. Trotzdem haben wir Dienstagabend das Mädcheninternat besucht und dort zur Vervollständigung unseres weiteren Abenteuerurlaubs im Dunkeln gegessen (Stromausfall).
Am Mittwochmorgen haben wir uns unter Einsatz unseres Lebens mit Becaks auf den Weg zum Wasserfall gemacht. Ein Becak ist ein klappriges Motorrad ohne Tacho mit schiefstehenden Rädern oder platten Reifen und einem Beiwagen, bei dem man das Gefühl hat, dass er nur mit Kaugummi befestigt ist. Diese Kombination mit den doch recht holprigen Straßen, ergibt eine berauschende Mischung. Unfallfrei angekommen, mit dem einen oder anderen blauen Fleck, Muskelkater oder Schockzustand, bahnten wir uns einen Weg durch den Urwald, um zum Wasserfall zu kommen. Gottseidank spielte das Wetter ausnahmsweise nimmt. Nachdem Vivien ausgerutscht schon bis zur Hüfte im Wasser stand, dachten die anderen, jetzt ist es eh zu spät und sind auch in voller Montur schwimmen gegangen. Nach zahlreichen Wasserschlachten und viel guter Laune, ging es im doppelten Tempo mit den Becaks zurück, um dem nun doch einsetzenden Regen zu entkommen. Das hielt uns jedoch trotzdem nicht davon ab, noch einen Stopp an der ersten Kirche der GKPS zu machen. In dieser hatte August Theis vor  111 Jahren die gute Botschaft des Evangeliums in das Simalungungebiet gebracht. Natürlich wurde dann hier noch ein Foto-foto gemacht. 




Beim Abschlussabend bekamen wir von den Jugendlichen des Distrikt 2 das dritte geordnete Huhn überreicht, als Dankeschön für unseren Besuch. Die Jungen aus dem Internat haben für jeden von uns ein gesticktes Bild mit den Wort „Jesus“ und ein selbstgebasteltes Kreuz aus Perlen geschenkt. Nach vielen netten Worten und weiteren schönen Liedern, blieb noch genug Zeit, um den Abend mit Armdrücken gegen die Jungs aus dem Internat ausklingen zu lassen.  




Heute Morgen lernten wir dann erneut die indonesische Gummizeit kennen. 1 ½ Stunden zu spät, machten wir uns auf den Weg nach Madingding. Da Lermiannas Mutter am Montagabend verstorben war, statteten wir der Familie auf den Weg zu Sipiso-piso einen Besuch ab. Der Leichnam der Mutter wurde nach Simalunguntradition bis zur Beerdigung im Wohnzimmer aufbereitet. Nachdem wir der Familie unser  Beileid ausgesprochen hatten, fuhren wir weiter…
Am Wasserfall Sipiso-piso angekommen, waren wir beeindruckt, welche Wassermassen 120m in die Tiefe stürzen und dann im Danau Toba (Tobasee) münden. Auf letzteren hatten wir von hier aus auch einen wunderschönen Ausblick. 




Nachmittags hatten wir ein kurzes Sharing mit dem Ephorus (Leiter der GKPS – Gereja Kristen Protestan Simalungun, christlich protestantische Kirche im Simalungungebiet). Nun sind wir wieder im kirchlichen Tuluy Gästehaus in Siantar angekommen. Obwohl wir die Zeit im Jungeninternat sehr genossen haben, freuen wir uns, dass wir nicht schon gegen 5 Uhr von den morgendlichen Gesängen der Jungs geweckt werden. Hier ruft der Muezzin erst bei Sonnenaufgang gegen ca. 6 Uhr =) 


Viele Grüße, Eure Reisegruppe!



Montag, 18. August 2014

Das Dorf Rakutbesi, Mandarinenbäuche und desinfizierte Füße!

Selamat malam (Guten Abend). Gerade sitzen wir auf unseren Betten und entspannen uns von dem anstrengenden Tag. Durch die Holztür hören wir ein paar Jungs aus dem Internat, deren schöne, mehrstimmige, indonesische Gesänge von einer Gitarre begleitet werden. Gemeinsam schauen wir Fotos und sammeln ein paar Eindrücke von unserem Wochenende im Dorf Rakutbesi:

Samstag morgen haben wir einen traditionellen Markt besucht und dort Stoffe und frisches Obst gekauft. Begleitet wurden wir von Jugendlichen der örtlichen Gemeinde.Bevor wir dann am Samstag Nachmittag in das Dorf aufgebrochen sind, gab es für Margith eine Überraschung - Margiths Vater und ihre keine Schwester kamen aus Jakarta (Java) zu Besuch, die sie seit ihrer Heimkehr nach Indonesien noch nicht gesehen hatte. Die Freude war natürlich riesig! Auch für Caro war es ein besonderer Moment, da sie in die Damanik Familie aufgenommen wurde. Dies wurde mit einem traditionellen indonesischen Brauch begangen. Wir bekamen als gesamte Gruppe unser erstes geordnetes Huhn. Das bedeutet, dass ein Huhn geschlachtet und mitsamt Eingeweiden gekocht und danach zubereitet wird. Eine größere Ehre und Wertschätzung kann einem von familiärer Seite nicht entgegen gebracht werden.


Am Abend, mittlerweile in Rakutbesi, gab es dann direkt das zweite geordnete Huhn, als Anerkennung der Gemeinde. Nach traditioneller Sitte musste der Erste, in dem Fall Kai, ein Stück vom Hahnenkamm zusammen mit etwas Soße und Fleisch essen.
Nach dem Abendessen ging es zusammen mit den indonesischen Jugendlichen in die Gastfamilien, die für die nächsten zwei Nächte unser zu Hause sein sollten. Die Familien waren allesamt sehr nett und zuvorkommend, sodass wir uns schnell eingelebt haben. Allerdings gab es hier kein Toilettenpapier, alle außer Kai schliefen mit Licht an und auf Reismatten auf den Boden und bekamen Reis mit Huhn oder wahlweise Fisch zum Frühstück. Hier bekam der Audruck "reiß dich mal zusammen" eine ganz neue Bedeutung. Wir reis(en) uns morgens, mittags und abends zusammen ;)
Nicht, dass der Eindruck entsteht, wir mögen keinen Reis, aber es ist für deutsche Mägen einfach ungewohnt schon morgens ein Mittagessen vorgesetzt zu bekommen. Aber bisher waren wir Gott sei Dank reis-istent und haben noch keinen Diareis vom einheimischen Essen bekommen.




Am 17.8. feierten wir mit der Dorfgemeindschaft und vielen weiteren Menschen den indonesischen Unabhängigkeitstag, welcher traditionell mit einer riesigen Parade, welche einem Karnevallszug gleicht, begangen wird. Zuerst dachten wir, dass wir nur gekommen wären, um uns die Parade anzuschauen, aber als Kai dann eine indonesische Fahne in der Hand hielt und wir uns hinter ihm in 3er Reihen aufstellen mussten, wussten wir, dass wir falsch gedacht haben. Wir waren jetzt plötzlich Teil der Parade und maschierten insgesamt rund 5 indonesische (ca. 3 deutsche) Kilometer. Die anschließenden Spiele durften wir jedoch aus der Ferne betrachten.

Am Abend trafen wir die Kinder des Kinderchores der Gemeinde und die Jugendmitarbeiter, um ihnen Zitat: "Motivation zu geben, damit sie in Zukunft gut und fleißig lernen und ein gutes Leben haben werden." Nachdem unser Sharing beendet war, ging es dann zügig ins Bett, da wir am nächsten Tag (heute) früh aufstehen mussten.

Heute morgen verabschiedeten wir uns von unseren Familien, bevor es in eine Schule in der Nähe ging. Hier trafen wir Schüler und Lehrer. Nach diesem Besuch ging es weiter auf die Mandarinenplantage des Dorfvorsitzenden von Rakutbesi. Unser Gedanke bei der Ernte zu helfen, stellte sich schnell als Trugschluss heraus. Allerdings durften wir so viele Mandarinen pflücken, wie wir wollten und diese dann mit ins Jungeninternat nehmen. Also pflückten wir drei große Säcke und kamen am Nachmittag mit vollen Händen zurück ins Internat.

Insgesamt war es ein sehr schöner Ausflug nach Rakutbesi, bei dem wir viele tolle Leute kennengelernt und einzigartige Erfahrungen gesammelt haben.


Beim abendlichen Wäschewaschen im Internat fiel noch einmal der desolate Zustand unseres Badezimmers auf, woraufhin wir spontan beschlossen zu putzen. Das hinter dem gelben Belag allerdings blaue Fliesen stecken könnten, konnte man vorher nur schemenhaft erahnen. Der gute Herr, der sonst dieses Bad benutzt, scheint Schrubber und Schwämme anscheinend nicht regelmäßig zu benutzen, sodass es ca. 1Std. dauerte bis das 2m² große Bad in einem angemessenen, bedenkfrei nutzbaren Zustand versetzt war. Der Schlager dieser Aktion: Tausend mal benutzt, tausend Mal wurd nicht geputzt. Tausend und eine Nacht und es hat Boom (Name des indonesischen Putzmittels) gemacht. Man merkt wir hatten, trotz der ernsten Lage, Spaß und waren froh als Toilette und Waschbecke auch wieder als solches erkennbar waren.
 Fazit: Der Patient lebt und erfreut sich bester Gesundheit!

Das war es erstmal von uns, wir wünschen Euch einen schönen Abend und verabschieden uns jetzt erschöpft ins Bett:)

Viele Grüße von eurer Reisegruppe

Soeben haben wir erfahren, dass die Mutter von Lermianna im Alter von 93 Jahren verstorben ist. Wir sind in Gedanken bei ihr und ihrer Familie und wünschen ihnen für die kommende Zeit viel Kraft und Zuversicht.