Freitag, 29. August 2014

Von Karaokebars und zu groß geratenen Kleidern...



Nach ein paar wunderschönen Urlaubstagen am Tobasee war gestern leider unsere Zeit schon vorbei und wir machten uns ungewohnt früh am Morgen auf den Weg nach Medan, da wir wussten, dass wir einen langen Tag mit mehreren Zwischenstopps vor uns hatten. Auf der Fahrt nach Siantar, wo wir noch beim Schneider Kleider abholen wollten, die wir in Auftrag gegeben hatten, hielten wir Ausschau nach den Affen, die wir auf dem Hinweg noch zu Hunderten am Straßenrand gesehen hatten. Die gekauften Nüsse blieben jedoch ungegessen, da sich bei dem Regen alle Affen verzogen hatten. Beim Schneider gab es dann die eine oder andere Überraschung. So passte zum Beispiel Viviens „maßgeschneidertes“ Kleid der fast anderthalb Köpfe größeren Milena. Nach einigen preislichen Verhandlungen ob der abweichenden Größen verließen wir dann alle doch noch relativ zufrieden den Laden. 


Da wir den Fahrern und den Autos der Kirchenleitung in Siantar adjö sagen mussten, konnten wir die nächsten drei Stunden nochmal den typisch indonesischen Fahrstil und Verkehr in einem Sammeltaxi genießen. Unser Fahrer war die indonesische Kopie des Charakters Morpheus aus den Matrixfilmen und genauso ist er auch gefahren. Wer denkt das WM-Finale zwischen Deutschland und Argentinien sei ein knappes Ding gewesen, der wäre hier eines besseren belehrt worden. Ab und zu hörte einen vermeintlich letzten Atemzug und nahm schreckhafte Laute und Zusammenzucken wahr. In Medan angekommen, blieb uns noch Zeit zum Frisch machen und uns etwas von der Fahrt und den klimatischen Veränderungen zu erholen, bevor uns um acht Uhr einige Jugendliche aus verschiedenen Gemeinden in Medan einen Besuch abstatteten. Alles was uns dazu noch einfällt ist „Sharing halt“. Darunter versteht man gemütliches Beisammensein mit Liedern, Gebeten und hitzigen Diskussionen. Meist kommt die Bitte den indonesischen Jugendlichen Motivation und deutsches Zeitmanagement näherzubringen. Gestern hatten wir aber Glück und es gab auch lustige Fragen, wie zum Beispiel warum in Indonesien kein Klopapier verwendet wird oder warum nachts das Licht zum Schlafen an bleibt. 



Nach einer „geruhsamen“ Nacht – bis zwei Uhr Nachts ließen die Bässe der benachbarten Diskos unsere Bettgestelle durch die unverglasten Fenster erzittern – feierten wir heute Morgen mit einem süßen Sahnekuchen zum Frühstück Evas Geburtstag. Die Indonesier waren dann sehr verwundert, dass wir nicht eine halbe Stunde später schon wieder Hunger hatten und gebratenen Reis zum „richtigen“ Frühstück essen wollten. Vormittags durften wir uns dann endlich unseren Kindheitstraum erfüllen und als echte Prinzessinnen durch den Palast des Sultans stolzieren. Nach einer ausgedehnten Mittagspause mit Besuch in der Mall und einem Essen bei McDonalds, wo man sogar Reis statt Pommes im Menü kaufen kann, besuchten wir verschleiert eine der großen Moscheen in Medan. 
Auf dem Rückweg verbrachten wir gefühlte Tage, tatsächlich eine knappe Stunde, in einem Angkot, was bei der schwülen Hitze in Kombination mit 16 Menschen im Auto dazu führte, dass wir uns alle auf eine Dusche und einen Moment Ruhe freuten, bevor das Programm später weiterging. 





Als kleiner Nachtrag zum Essen im Hotel Carolina müssen wir noch ein paar besondere Highlights erwähnen: Ein indonesisches Wiener Shintzel unterscheidet sich von einem echten Wiener Schnitzel durch das Bestreichen von ranziger Margarine und dem Belag einer kleingeschnittenen Zwiebeln. Ein Hamburger wird gerne ohne Salat und Saucen serviert, ein Cheeseburger dafür ohne Fleisch und lediglich mit – der Name lässt es erahnen – Käse. Erhält man jedoch einen Salatteller, dann ist das Dressing durch eine dicke Schicht feinste Delikatessmayonnaise ersetzt. Gebratene Nudeln im Hotel Carolina sind eine sehr knusprige Angelegenheit, da sie ihrem Namen entsprechend zwar gebraten aber nicht gekocht sind. Es muss jedoch hinzugefügt werden, dass das Essen im Großen und Ganzen sehr gut war und wir vor allem an dem exotischen Obstsalat mit frischer Kokosnuss und Schokosauce unsere besondere Freude hatten und auch ansonsten sehr froh waren ab und zu keinen Reis zu essen. 

Nun sind es noch 2 Tage bis der Abschied naht und wir werden uns kurz vor unserer Abfahrt nochmal melden. Jetzt feiern wir in Ruhe noch ein bisschen Evas Geburtstag und dann geht es zu den Klängen der betrunkenen Karaokesänger in der Nachbarschaft ins Bett.

Viele Grüße von Eurer Reisegruppe!

2 Kommentare:

  1. Ich möchte mich schon jetzt für die wunderbaren Berichterstattungen bedanken. In Gedanken war ich immer bei euch, da mir ja vieles sehr vertraut ist.

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  2. Hallo, und wo bleiben die Antworten?? Freue mich schon auf Eure Live-Berichte!! Liebe Grüße Ingo

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